– „Das Thema Wolf erhitzt die Gemüter in Kärnten“, sagte heute ÖVP-Landtagsabgeordneter Christian Benger beim Lokalaugenschein auf der Poludnig-Alm im Gailtal. „Die Diskussion über den Umgang mit den Wölfen in Kärnten wird äußerst emotional geführt, aber: Emotionen bringen uns nicht weiter – wir brauchen Fakten, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu setzen.“ Deshalb lud Benger als Initiator politische Entscheidungsträger, Experten und betroffene Almbauern ein, um sich direkt auf einer Alm ein Bild von der tatsächlichen Situation zu machen. Das Ziel der gemeinsamen Besichtigung ist für Benger klar: „Wölfe bedrohen Nutztiere, Almbewirtschafter und auch Erholungssuchende in Kärntens Natur“, stellte er klar. „Ich bin gegen Tierleid und für Menschenschutz!“
In seinen Ausführungen hob Jagd- und Agrarreferent Martin Gruber die richtungsweisende Entscheidung durch den ersten Abschuss-Bescheid für einen Problemwolf in Kärnten hervor. „Auch wenn es hier um eine Einzelentscheidung ging, sehe ich darin auch ein wichtiges Signal an die Almbauern, dass die Politik bereit ist, sie vor dem Großraubwild zu schützen“, sagte Gruber.
Dass der Erlass des Abschuss-Bescheides ein großer Schritt in die richtige Richtung ist, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber. „Ich bedanke mich bei Landesrat Martin Gruber für diesen mutigen Schritt“, sagte Huber. „Klar ist, Herdenschutzmaßnahmen auf Kärntens Almen sind unfinanzierbar und den Almbauern nicht zumutbar. Deshalb müssen die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden um Weideschutzgebiete ausweisen zu können.“ Die LK Kärnten hat diese Forderung an den Kärntner Landtag herangetragen.
Wie entscheidend flächendeckende und rechtlich durchführbare Rahmenbedingen für den Umgang mit den Wölfen ist, legte Josef Obweger als Obmann des Almwirtschaftsvereines dar: „Auf Kärntens Almen wurden im bisherigen Almsommer mehr als 70 Nutztiere nachweislich von Wölfen gerissen, 100 Tiere gelten auf den Kärntner Almen nach wie vor als vermisst. Auf vier Almen wurden deshalb die Tiere auch bereits mitten im Almsommer vorzeitig ins Tal getrieben“, schilderte Obweger die dramatische Situation auf Kärntens Almen. Den Abschussbescheid für den Wolf auf drei Gailtaler Almen bezeichnete Obweger als notwendigen und wichtigen ersten Schritt zur Aufrechterhaltung der Almbewirtschaftung in dieser Region. Denn: „Ohne Regulierung des Wolfsbestandes wird die Almbewirtschaftung weiter zurückgehen und durch das daraus resultierende Zuwachsen der Flächen geht wertvolle Biodiversität verloren“, so Obweger. Und er warnt: „Flächendeckender Herdenschutz ist aufgrund der Topographie und der Struktur der Almen nicht durchführbar und hätte auch massive Einschränkungen auf den Tourismus und die Freizeitnutzung auf Kärntens Almen zur Folge.“
Deshalb wiederholte Huber seine Forderung, in Kärnten die Entnahme von Wölfen schneller und unbürokratischer als bisher möglich zu machen. Und auch Landesrat Gruber betonte die Notwendigkeit von langfristigen Lösungen. „Wenn die EU nicht bereit ist, den Schutzstatus des Wolfs zu verändern, müssen wir in Österreich und Kärnten alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um rascher eingreifen zu können“, sagte Gruber. Dazu gäbe es auch einen Schulterschluss mit anderen Bundesländern wie Salzburg oder Tirol. „Gemeinsam haben wir eine Task-force eingerichtet, die an einheitlichen Kriterien für die Ausweisung von Weideschutzgebieten arbeitet.“ Damit sollen Almen, in denen Herdenschutzmaßnahmen nicht möglich oder unverhältnismäßig sind, klar festgelegt werden, womit ein aufwändiger Prüfschritt der Behörden wegfallen würde. „Außerdem lasse ich eine Wolfsverordnung ausarbeiten, um die Bevölkerung sowie Almbauern und Tiere zu schützen“, unterstrich der Jagdreferent. Nach Salzburger Vorbild würde das den Abschuss eines Problemwolfs ohne Bescheidverfahren ermöglichen. Bereits für die kommende Weidesaison könnten die Maßnahmen umgesetzt werden.
Als Initiator des Lokalaugenscheins bedankte sich Benger bei allen Anwesenden: „Die rege Teilnahme zeigt, dass wir dasselbe Ziel verfolgen: Tierleid verhindern und sowohl Menschen als auch die Almwirtschaft vor den Wölfen schützen.“
Am Foto: Sepp Obweger, Obmann Almwirtschaftsverein, Landtagsabgeordneter Christian Benger, Landesrat Martin Gruber und Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten