In einer gemeinsamen Pressekonferenz machen Landesrat Martin Gruber und Clubobmann Markus Malle auf die Herausforderungen auf dem Kärntner Arbeitsmarkt aufmerksam. „Wenn Traditionsunternehmen nach Jahrzehnten erstmals Schließtage einführen und Betriebe ihre Produktion reduzieren, muss uns das ein Alarmsignal sein“, sagt Gruber. Der Fachkräftemangel bedrohe den Aufschwung in Kärnten. Gruber: „Wir brauchen Rezepte gegen Abwanderung, Überalterung und den Mangel an Arbeitskräften.“
„Im Jahr 2030 fehlen in Kärnten laut Prognosen 35.000 Personen im Erwerbsalter, aber bereits jetzt gibt es fast 8.000 freie Arbeitsstellen im Land“, ergänzt Malle. Es gelte, alles zu tun, um dieser Herausforderung rasch zu begegnen, und damit die Prognose der Bevölkerungsentwicklung mittelfristig so nicht eintritt. Die ÖVP sieht notwendige Maßnahmen auf zwei Ebenen: „Vorhandenes Arbeitskräfte-Potenzial in Beschäftigung zu bringen und zusätzliches Potenzial zu aktiveren“, so Malle.
„Im degressiven Arbeitslosengeld sehen wir einen Anreiz für arbeitslose Menschen, wieder einer Arbeit nachzugehen“, so Gruber. Malle erklärt: „Als Solidargemeinschaft müssen wir allen helfen, die nicht arbeiten können, wir sind aber gegen einen weiteren Ausbau der sozialen Hängematte auf Kosten der Gesellschaft.“ Konkret sieht der präsentierte Vorschlag zum degressiven Arbeitslosengeld vor, dass über die Dauer von zwölf Monaten dieselbe Summe ausbezahlt wird, wie jetzt. „Allerdings“, so Malle, „sollen es in den ersten Monaten 65 Prozent statt der jetzigen 55 Prozent Nettoersatzrate sein.“ Über die längere Dauer der Arbeitslosigkeit soll die Rate auf 50 Prozent sinken. Malle spricht von einem psychologischen Effekt: „Damit sind Menschen am Beginn ihrer Arbeitslosigkeit finanziell besser abgesichert, haben aber nach einem halben Jahr mehr Motivation, wieder in Beschäftigung zu gehen.“ Viele Menschen würden davon profitieren, denn: Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit in Kärnten beträgt etwas mehr als sechs Monate.
Einhergehen soll die Maßnahme mit einer Offensive in der Kinderbetreuung. „Junge Eltern – vor allem Mütter – sollen frei entscheiden können, ob sie eine Arbeit annehmen“, fordert Malle. Dafür seien mehr und vor allem flexiblere Kinderbetreuungsplätze nötig, ein flächendeckendes Netz an Tageseltern und auch eine Offensive in der Ausbildung von Elementarpädagogen.
Als zweite Stoßrichtung betont Gruber die Notwendigkeit, „zusätzliche Fachkräfte, die bereit sind hier ihre Leistung zu erbringen, nach Kärnten zu holen“. Die Bevölkerungsentwicklung mache dies notwendig. „Es geht hier nicht um eine völlig falsche, unbegrenzte Willkommenskultur. Sondern wir müssen uns für den Wettbewerb um qualifizierte Köpfe besser rüsten“, fordert er. Deshalb mahnt Malle eine Adaptierung der Rot-Weiß-Rot-Card ein. „Sie darf sinnbildlich nicht nur für Atomphysiker zur Verfügung stehen“, so Malle. „Unsere Betriebe brauchen kompetente Mitarbeiter in allen Sparten.“
Derzeit sei es aber kaum möglich, benötigte Arbeitskräfte mit etwa einem Handwerksberuf mit der Rot-Weiß-Rot-Card nach Österreich zu holen. „Der Vergleich der formalen Qualifikation ist kaum möglich, da es die duale Ausbildung in fast keinem Land gibt“, erklärt Malle. „Es muss der Erwerb von Punkten für die Card flexibler werden.“ Konkret denkt Malle an einen Standard-Check der Fähigkeiten, der nicht nur formale Abschlüsse berücksichtigt, und auch die Möglichkeit, Punkte zu erwerben, indem man sich verpflichtet, noch fehlende Qualifikationen in Österreich nachzuholen. Außerdem müssen die Verfahren – etwa durch Digitalisierung – rascher werden. „Statt der angepeilten acht Wochen für den Erwerb der Rot-Weiß-Rot-Card dauert es fünf bis sechs Monate, bis die Person in Österreich ihre Arbeit aufnehmen kann“, kritisiert Malle.
Einig sind sich Gruber und Malle, dass der Arbeitsmarkt diese Maßnahmen rasch braucht. „Wir erleben den Aufschwung in Kärnten“, so Gruber, „und wir dürfen nicht zulassen, dass wir uns diesen Aufschwung wegen fehlender Arbeitskräfte selbst wieder abdrehen.“