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Auf Einladung des ÖVP-Landtagsclubs diskutieren Experten über Verzicht auf Brauchtum aus Toleranz. Einhellige Meinung: Wir müssen zu unseren Werten stehen und wieder lernen, zu diskutieren.
(Klagenfurt) – Im voll besetzten Saal im Klagenfurter Seeparkhotel begrüßte ÖVP-Clubobmann Markus Malle drei Experten zur Diskussion. Zu Gast waren: Dekanin für Kultur- und Bildungswissenschaften Ulrike Krieg-Holz, Dompfarrer Peter Allmaier und Stadttheater-Intendant Aron Stiehl. Die Frage des Abends: „Haben wir bald Weihnachten ohne Christkind?“ Malle teilt zu Beginn seinen Eindruck, dass wir „aus Rücksicht immer mehr Abstand von unserer Kultur und unseren Bräuchen nehmen, diese nur mehr verschämt leben.“
Und auch Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber betont in seiner Begrüßung: „Eine falsch verstandene Toleranz ist nicht zielführend“, s denn: „Es trägt zur Unsicherheit bei, wenn wir unser christliches Fundament verleugnen.“ Gruber appelliert: „Wir müssen wieder mehr miteinander reden, als übereinander.“
Dieser Meinung folgten dann auch die Gäste am Podium, als es darum ging, was man heute nicht mehr sagen darf oder sollte. Uni-Dekanin Ulrike Krieg-Holz stellt klar: „Man ist dafür verantwortlich, was man sagt, weil Sprache auch Handeln ist.“ Es sei allerdings schwierig auf „Verordnung“ bestimmte Begriffe wegzulassen, die man seit seiner Kindheit gelernt hat. Sprachwandel findet im Sprachgebrauch der Menschen statt.
Kunstwerke verändern?
Stadttheater-Intendant Aron Stiehl ortet eine Entwicklung der Gesellschaft. Für ihn sei es wichtig, dass wir „darüber diskutieren, was heute nicht mehr geht“. Für „Quatsch“ hält er es, wenn man darüber diskutiert, alte Meisterwerke für die Bühne umzuschreiben, oder nur mehr neue Stücke aufzuführen. „Wenn man die Geschichte nicht kennt, kann man die Gegenwart nicht begreifen“, ist er überzeugt. „Alles zu zerstören, geht nicht, weil wir die Geschichte in uns tragen.“
Wir leben wir christliche Werte?
Wenn es darum geht, die christlichen Traditionen und Werte zu leben, sprechen sich die Diskutanten für Toleranz aus. Allerdings, so Dompfarrer Peter Allmaier: „Es gibt bei uns Spielregeln; und diese Regeln gelten.“ Als Beispiel bringt er die Gleichberechtigung der Geschlechter, als Malle selbsternannte Sittenwächter ins Gespräch bringt. Allmaier: „Wir müssen in unserer Gesellschaft aushalten, dass Menschen anders sind als wir – das ist eine Anstrengung.“ Wenn es um christliche Bräuche und Symbole im öffentlichen Raum geht, ortet Allmaier eine „Schwäche der Kirche“. „Die Kirche schafft es derzeit nicht zu zeigen, dass diese Symbole etwas Schönes sind.“
Stiehl stellt klar, dass Intoleranz nicht nur von einigen Zuwanderern kommt, sondern auch von manchen Westeuropäern. „Wir dürfen eine intolerante Minderheit nicht zulassen.“ Das sei unabhängig von Religion oder Herkunft. „Oft hat es mit Bildung zu tun“, ist Stiehl überzeugt.
Neue Strophe für Landeshymne
Malle bringt am Ende Bestrebungen auf den Tisch die Kärntner Landeshymne umzuschreiben. Vor allem eine Passage in der vierten Strophe kritisieren Befürworter der Veränderung als zu blutrünstig. „Wo man mit Blut die Grenze schrieb“, heißt es da. Eine klare Absage an die Veränderung gibt es von Allmaier. „Dass die Grenze mit Blut geschrieben wurde, ist historische Realität“, sagt er. „Problematisch für manche ist eine Verherrlichung des Abwehrkampfes.“ Als Kunstschaffender ergänzt Stiehl: „Die Menschen können abstrahieren.“ Man dürfe solche Themen nicht tabuisieren. „Diskutieren ist alles“, sagt er. „Wir müssen in der Gesellschaft andere Meinungen aushalten.“