ÖVP-Clubgespräch: „Handys raus aus dem Unterricht – digitale Gefahren sind Herausforderung für gesamte Gesellschaft!“

Auf Einladung des ÖVP-Landtagsclubs diskutieren Experten Für und Wider eines Handyverbots an Pflichtschulen. Tenor: „Den digitalen Gefahren müssen wir alle begegnen.“ 

 (Moosburg) – Statussymbol, Überwachungswerkszeug für Helikopter-Eltern, Mittel zur Ablenkung oder auch Tatwaffe – das Handy in Schulklassen ist umstritten. Deshalb bat ÖVP-Clubobmann Markus Malle Experten und Gäste zum Clubgespräch auf den Bildungscampus in Moosburg. „Der Respekt vor Lehrern ist geringer geworden, jetzt schwindet auch die Aufmerksamkeit im Unterricht“, sagt Malle. „Dem müssen wir begegnen – das Ziel sollten gemeinsame Lösungen für den Umgang mit digitalen Geräten sein.“ Ihm schwebt eine einheitliche Generalregel vor. 

 In der Diskussion verständigte man sich darauf: „Private Handys sind Störfaktoren – sie haben im Unterricht nichts verloren.“ Den digitalen Gefahren zu begegnen ist allerdings Aufgabe und Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Große Verantwortung kommt auch den Eltern zu. 

 Zuvor mahnt Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber in seiner Einleitung: „In den Schulen müssen wir einen sicheren Ort zum Lernen schaffen, wo wir Kinder vor den negativen Auswirkungen und digitalen Gefahren schützen. Deshalb bin ich ein Verfechter des Handy-Verbots in Pflichtschulen.“ Das Clubgespräch diente allerdings dazu, unterschiedliche Argumente auszutauschen. 

 Und genau das taten dann auch die vier Experten auf dem Podium. Am Beginn plädierte ÖVP-Bildungssprecher Herbert Gaggl: „Handys sind wunderbare Werkzeuge, leider gibt es immer wieder Leute, die sie missbrauchen – deshalb müssen wir Jugendliche vorbereiten, damit sie mit dem Handy umgehen können.“ 

 „Handys raus aus den Schulen“
Klar für ein Handy-Verbot im Unterricht sprach sie Gloria Kosta-Haslinglehner aus. Die Präsidentin der Elternvereine verweist auf zahlreiche negative Erfahrungen mit Schulklassen – von Elternanrufen während des Unterrichts bis zu Mobbing-Vorfällen. „Es brauch klare Regeln in Volks- und Mittelschule, an die sich alle halten“, appelliert sie. Ähnlich sieht es Mittelschuldirektor Andreas Rauchenberger. Er erzählt von Videos aus dem Unterricht, die live auf soziale Medien gestellt werden und auch nicht jugendfreien Foto, die die Runde machen würden.  

 An Rauchenbergers Schule gibt es eine Regel: „Die Schüler versperren ihre Handys während des Unterrichts in ihren Spinden – seitdem haben wir viel weniger Probleme mit Fotos und Videos und auch weniger soziale Konflikte“, so Rauchenberger. Kosta-Haslinglehner ergänzt: „Bei Notfällen ist jedes Kind über die Schule erreichbar.“ 

 „Verbot nicht zielführend“
Gegen ein striktes Verbot spricht sich Lehrer-Gewerkschafter Stefan Sandrieser aus. „Exzessive Handynutzung ist eine Gefahr, aber viele Regelungen sind bereits jetzt schon möglich“, sagt er. Sandrieser ist überzeugt: „Ein Verbot löst das Problem nicht, sondern verlagert es in den Nachmittag.“ Vielmehr brauche es eine offene Diskussion über die Nutzung von digitalen Geräten. 

 Davon ist auch Christian Pöschl überzeugt. Der Präventionsbeamte bei der Polizei spricht sich für eine Stärkung der Medienkompetenz aus. „Digitale Grundbildung ist derzeit nicht einheitlich – und sie beginnt zu spät“, kritisiert er. Bereits ab der dritten Volksschule müsse man den Kindern altersgerecht den Umgang mit digitalen Geräten lehren. Von einem Verbot hält er wenig, da es Probleme nicht lösen würde. Sein Beispiel: „Cybermobbing passiert nicht durch das Handy – es ist lediglich das Werkzeug.“ Als Teil der Lebenswelt von Jugendlichen müsse man digitale Geräte in den Unterricht aufnehmen, nicht verbieten. 

Aufgabe für gesamte Gesellschaft
Einig sind sich die Experten auf dem Podium, dass es eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Handynutzung und Gefahren geben muss. „Da sind auch die Eltern in der Pflicht“, sagt Martin Gruber klar. Laut Pöschl müsse man auch Mütter und Väter dazu motivieren, ihre Medienkompetenz zu verbessern. Pöschl: „Wie bei anderen Themen auch, müssen Eltern ihre Kinder auf Gefahren hinweisen – das ist ihre Pflicht.“ 

Markus Malle resümiert die Debatte über das Handyverbot: „Es ist klar geworden, dass es in unserer Gesellschaft ein Problem gibt und wir vor der riesigen Herausforderung stehen, den Gefahren der digitalen Welt zu begegnen und unsere Kinder zu schützen.“ Dafür braucht es insgesamt das Bewusstsein in der Gesellschaft. 

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